Durch Methoden des Tissue Engineering können komplexe Implantate aus körpereigenen Zellen und biokompatiblen Trägermaterialien hergestellt werden, die die Abstoßungsreaktion des Körpers minimieren und Defekte langfristig physiologisch wiederaufbauen (regenerieren). Anders als bei traditionellen Implantaten werden die Selbstheilungskräfte des Körpers bei der Entwicklung der neuen Therapeutika mit einbezogen, um so die zellulären Mechanismen zu nutzen und zerstörte Organfunktionen teilweise oder komplett wieder herzustellen.
Neue Medikamente und Substanzen sind vor der Zulassung hinsichtlich ihrer Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit zu testen. Mangels gleichwertiger Alternativmethoden sind Tierversuche als gesetzlicher Standard in der präklinischen Arzneimittelforschung vorgeschrieben. Aufgrund artspezifischer Unterschiede sind Tierversuche jedoch nicht in jedem Fall sinnvoll. Deshalb besteht eine zunehmende Nachfrage an alternativen humanen Testsystemen (Gewebemodellen), die komplexe Eigenschaften des Körpers widerspiegeln und Untersuchungen nach ADMET-Kriterien (Absorption, Distribution, Metabolisierung, Exkretion, Toxizität) erlauben. Zur Gewährleistung der 3D-Reifung des Gewebes müssen entsprechende in vitro Kulturbedingungen geschaffen werden, die der natürlichen Mikroumgebung der Zelle im Körper entsprechen.
Mit dem Fraunhofer-Seminar »Tissue Engineering - Grundlagen der 3D-Gewebezüchtung« wird in kompakter Weise an zwei Kurstagen ein umfassender Überblick über die biologischen und materialwissenschaftlichen Grundlagen des Tissue Engineering gegeben. Das Seminar gewährt Einblicke in praxisnahe Anwendungen am Fraunhofer ISC, von personalisierten Testsystemen bis zur Entwicklung und Zulassung von zellbasierten Therapien.